"Juliet Papa" - Ich werfe Ladung ab, um wieder flott zu werden

Nee, ist bloß Spaß. Wer im Watt festkommt, braucht normalerweise nicht zu schwitzen. Statt hektisch das Schiff leer zu räumen (und sich dann später über all die verlorenen Schätze zu ärgern), rate ich immer dazu, zuerst das Gehirn einzuschalten. Meist hilft Geduld gegen die Trockenheit unterm Kiel: Zwar wartet die Tide auf niemanden, aber dafür lässt sie auch niemanden im Stich. Will heißen: Wasser, das wegläuft, kommt auch wieder.

Die Ausnahme liegt an, wenns bei Hochwasser rumpelt, denn wer weiß, wann die Tide wieder mindestens genau so hoch aufläuft. Das erinnert mich immer an die Geschichte mit dem Jollenkreuzer, der einst im Spiekerooger Hafen bei (Spring-)Hochwasser am "Strand" anlandete – und erst drei Wochen später wieder flott kam…

Aber eigentlich sollen hier die einleitenden Worte zur Rubrik mit dem Gedöns stehen. Nun denn. Du findest hier Artikel zu den folgenden Themen:

Drinks für Genießer

21. März 2010

Ganz am Anfang dieses Kapitels stehen zwei wichtige Hinweise:

  1. Drink responsibly !
  2. Don't drink and drive (or skipper) !

So, und nun kann's losgehen. Ich sitze gerade vor meinem Lieblingsdrink (Dark & Stormy) und dachte bei mir: Warum nicht die eine oder andere Rezeptur auf den Holzbootseiten zum Besten geben? Alle Drinks sind mit wenig Aufwand herzustellen und eignen sich wunderbar als Sundowner – es muss ja nicht immer Bier sein. Um nicht alle paar Minuten wieder zur Kühlbox rennen zu müssen, nimmst Du am besten Longdrink-Gläser.

Am besten schmecken die Kompositionen, wenn Eiswürfel verfügbar sind und die Zutaten gekühlt. Nun aber los!

Gin & Tonic

Du brauchst Gin, Tonic Water und Eis sowie idealerweise Zitronen.

Eis ins Glas, eine Portion Gin darüber, mit Tonic auffüllen, eine Zitronenscheibe dazu, fertig.

Glasklar, very british und mit zarter Bitternote. Wer einen Gin mit Charakter bevorzugt, nimmt zum Beispiel Bombay Sapphire, der neben Holunder noch ein ganzes Regal voller Kräuter enthält und damit eigentlich einem Aquavit nahekommt. Beefeater halte ich für eine akzeptable Alternative, wenn Du auf die Kräuteraromen verzichten kannst.

Dark & Stormy

Besteht aus dunklem Rum, Limettensaft, Eis und Ginger Ale.

Eis ins Glas, den Saft einer halben Limette (für den ¼ l-Drink) sowie eine Portion Rum darüber, mit Ginger Ale auffüllen, eine Limettenscheibe dazu, fertig.

Dark & Stormy gibt's zur Begrüßung am Ziel des Newport Bermuda Race, das in geraden Jahren ausgerichtet wird (nächster Starttermin: 18. Juni 2010). Das Originalrezept besteht aus Gosling's Black Seal Rum und Barrit's Ginger Beer auf Eis und maximal einer Limettenscheibe als Garnitur. Beide Hauptbestandteile sind hier so gut wie nicht erhältlich.

Ich habe den Drink mit Jamaica Rum und mit braunem Cuba Rum (Bacardi Black) probiert. Da ich die herzhafte Note bevorzuge, schmeckt mir die Version mit Jamaica Rum besser. Die Zitrusfrucht nehme ich an Bord, weil ich finde, dass Rum prima damit harmoniert.

Rum Punch – oder so

Besteht aus Rum, Limettensaft, Orangensaft, noch mehr Saft (was so da ist) und Eis.

Eis in den Mixer, den Saft je einer Limette und Orange (sowie weiterer Früchte nach Geschmack und Bordbestand) darüber, eine Portion Rum dazu, vielleicht noch einen Spritzer Orangenbitter oder wahlweise (sehr lecker!) einen Schuss Cointreau, kaltschütteln, abseihen, fertig.

Falls kein Mixer an Bord ist, kannst Du den Drink natürlich auch on the rocks im Glas anmischen.

Welcher Rum? Wie ich schon schrieb, mag ich eine herzhafte Note. Deshalb nehme ich auch hier den Jamaica Rum. Aber probieren geht über studieren, und einigen Leuten schmeckt der Punsch eben am besten mit weißem Rum wie Bacardi.

Braucht ein Klassiker Winschen ?

29. November 2009

WinschOder genauer: braucht Egg's Bee Winschen? Derzeit hat sie welche, und zwar ein Paar Andersen Classic 91 (wie im Bild sind das die mit dem Hebel am Winschensockel). Insofern gibt sie zumindest ein stimmiges Bild ab, denn sie ist ein dänisches Boot mit dänischen Winschen. Andererseits hat sie seit ihrer Kiellegung schon verschiedene Umbauten über sich ergehen lassen müssen. Wie authentisch (in einem recht weit gefassten Sinn) also sind die Andersen-Winschen an Egg's Bee? Und wie notwendig wären sie? Was wäre schließlich statt Winschen denkbar? Mit solcherlei Fragen soll sich dieser Artikel befassen.

Wie war das damals in den 1920ern ?

Ich frage mich das auch deshalb, weil Winschen heutzutage derart Mainstream sind, dass der Durchschnittsegler keinen müden Gedanken mehr an das ob-oder-ob-nicht verschwendet. Aber es gab ja andere Zeitalter im Segelsport, und Egg's Bee ist Baujahr 1923.

Ich habe deshalb mal versucht herauszufinden, ab wann Winschen auf Yachten überhaupt eingesetzt wurden. Leider sind meine Quellen (Internet und die in meinen Regalen versammelte Literatur) in dieser Hinsicht wenig ergiebig.

Spills, eine Abart der Winschen, gab es demnach bereits bei den alten Griechen, und sie wurden auf Schiffen schon ewig lange zum Verholen und für die Bedienung des Ankers benutzt. Bloß für die Segelführung blieb man sehr lange bei den Taljen. Selbst die alten Fotos von Yachten um 1900 förderten noch keine Winschen zutage: Selbst große Rennschoner wurden damals mit Taljen gesegelt. Mein Eindruck ist, dass sich das in der Regattaszene erst etwa um die Zeit des ersten Weltkriegs änderte.

Demnach "dürfte" Egg's Bee bereits Winschen haben. Allerdings ist sie kaum als Rennyacht zu bezeichnen, und die Werft, auf der sie entstand, war höchstens für Arbeitsboote bekannt. Ich nehme deshalb an, dass sie ursprünglich ohne Winschen auskam. Auf den Kopien der Fotos, auf denen sie noch ein Gaffelkutter ist, lässt sich diesbezüglich leider auch nichts erkennen.

Der Schöngeist spricht

Winschen sind glitzernde und gleißende Blickfänge auf älteren Yachten, und auch die Andersen sind sehr hübsch, so verchromt und poliert, wie sie eben sind. Dies zur Optik.

Aber die Akustik ist schändlich! Dieses Geklickere nervt ungemein. Es ist so profan im Vergleich zu der Erhabenheit, die der Wind im Rigg vermittelt, es klingt nach Hektik in der beruhigenden Melodie der Wellen, die am Rumpf entlang lecken. Das Geräusch von Winschen widerspricht allem, was das Segeln ausmacht.

Was sagt die Physik ?

Im Katalog von Meyerdiercks (Bremen) habe ich eine Daumenregel für Schotlasten am Schothorn gefunden:

Last (daN) = Segelfläche (m²) × Windgeschwindigkeit² (kt²) / 50

Egg's Bee verfügt über eine Segelfläche von knapp 10 m² für die Fock, geschätzten 15 m² für die Genua bzw. Leichtwindfock (oder wie auch immer das Ding genannt werden mag) und vielleicht 6 oder 7 m² für die Sturmfock. Die Andersen 91 erreichen über ihren Hebel ein Kraftverhältnis von 8:1. Mal angenommen, ich fahre die Genua bis 4 Bft, die Fock bis 7 Bft und traue mich, die Sturmfock bis 10 Bft am Stag zu lassen (das sind ziemlich hoch gegriffene Werte), dann ergibt die Daumenregel:

Genua Fock Sturmfock
Segelfläche 15 m² 10 m² 7 m²
Windgeschwindigkeit 16 kt 33 kt 55 kt
Schotlast (aufgerundet) 80 daN 220 daN 425 daN

Sind die Segel mit Wind gefüllt, ist da also ganz schön Dampf drauf, und es liegt nahe, das 8:1-Kraftverhältnis der Winschen als schon ziemlich knapp einzuschätzen. Andererseits: Wer macht sich das Leben eigentlich so schwer und bedient seine Vorschoten, wenn sie unter der Windlast sirren? Ein oder zwei Mal habe ich die Hebel zwar tatsächlich zum Trimmen benutzt, aber notwendig war das eigentlich noch nie.

Beim Kreuzen trimme ich die Vorsegel während einer Wende, solange sie auf dem neuen Bug noch keinen nennenswerten Wind fangen. Langkieler gehen ja hinreichend langsam durch den Wind. Will ich unterwegs anluven, dann gehe ich kurz so hoch an den Wind, dass der Druck aus den Segeln kommt – dann kann ich die Schot ohne Anstrengung anholen. Schließlich ist ein hohes Kraftverhältnis vor dem Wind und während der Halse überflüssig, denn beim Shiften hilft der Wind.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich es vermeiden kann, eine unter voller Last stehende Vorschot zu bedienen.

Die Alternative zu Winschen

Ich frage mich deshalb, ob ich die Winschen nicht besser abbauen und stattdessen die Schoten über je einen Block am Schothorn führen sollte (das ist dann je ein Klappläufer). Damit bekäme ich ein Kraftverhältnis von vielleicht 1,7:1 (wegen der Reibung im Block), was mir bei den moderaten Segelflächen ausreichend scheint. Und das wäre doch total schiffig, oder? Bei der Gelegenheit könnten dann auch gleich die völlig unklassischen Schotschienen verschwinden.

Bist Du anderer Meinung? Dann

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